Will man die Realitäten der gesellschaftlichen Welt verstehen, so muss man sie nach Max Weber in ihrem »So-und-nicht-anders-Gewordensein« begreifen. Für unsere Frage nach den Besonderheiten von »öffentlichen Gütern« und »öffentlichem Dienst«, den mit ihnen verbundenen Akteuren und ihrem spezifischen Ethos, heisst dies, dass eine soziogenetische Betrachtungsweise am Anfang stehen muss. Also ist die Frage nach den soziohistorischen Möglichkeitsbedingungen eines solchen Phänomens zu stellen. Die Ausarbeitung solcher historischen Rekonstruktionen wurde von Max Weber selbst auf richtungsweisendem Weg beschritten, andere Autoren wie Norbert Elias und jüngst Pierre Bourdieu haben seine Positionen und Perspektiven weiterentwickelt. Wir werden in einem ersten Schritt versuchen, diese soziogenetischen Rekonstruktionen auf notgedrungen holzschnittartige und kondensierte Weise zu resümieren. In einem zweiten Schritt wird es darum gehen, der Frage nach den soziologischen Spezifika des sogenannten öffentlichen Sektors, seinen besonderen Gütern, Logiken und Akteuren mittels der Bourdieu'schen Kategorien »Feld«, »Kapital«, »Habitus« und »Illusio« nachzugehen.