Nachdem der Kulturtheoretiker und Poetologe Juri M. Lotman (19221993) aus politischen Gründen während Jahrzehnten vom offiziellen sowjetischen Wissenschaftsbetrieb ausgeschlossen, mithin auch in seiner Bewegungsfreiheit und Publikationstätigkeit stark behindert worden war, avancierte er zur Zeit der Wende von 1989/1991 zu einem der meistgedruckten Autoren seiner Zunft und gewann durch zahlreiche Medienauftritte eine an Popularität grenzende Aufmerksamkeit. In jenen späten Jahren verfasste er nebst manch andern Schriften sein Buch über «Kultur und Explosion», in das er nicht nur die Quersumme seines fachübergreifenden Denkens und Wissens einbrachte, sondern auch die Hoffnung auf einen zivilisatorischen Neuanfang für die Russländische Föderation, den er sich als Übergang vom traditionellen, binär strukturierten russischen Weltbild (entweder oder) zur dreipoligen Verfassung der westeuropäischen «Semiosphäre» (sowohl als auch) vorstellte.