Kommunitarismus. Grundkonzept einer neuen Ordnungsethik? 2. überarb. Aufl. (Erstauflage 3/1996)
Type
working paper
Date Issued
1997-01-01
Author(s)
Maak, Thomas
Abstract (De)
Bei der Diskussion um Liberalismus und Kommunitarismus handelt es sich ohne Zweifel um die bedeutendste sozial- und politikphilosophische Auseinandersetzung der jüngeren Vergangenheit. Was Anfang der achtziger Jahre in den USA begann und seit Beginn der neunziger Jahre auch im deutschsprachigen Raum intensiv rezipiert und diskutiert wird, ist eine Liberalismuskritik, die ähnlich schon von Hegel gegen Kant formuliert worden ist. Es waren die Auswirkungen der "Reaganomics" und des "Thatcherismus" (soziale Fragmentierung und wachsende Individualisierung in der Folge einer Durchökonomisierung zahlreicher Lebensbereiche), die den Ruf nach einer moralischen Rejustierung der Grundlagen moderner Industriegesellschaften ausgelöst haben. Den meisten Kommunitaristen geht es heute nicht um völlig neue Gesellschaftsformen, sondern sie entfalten eine Art Binnenkritik liberaler, marktwirtschaftlich organisierter Gesellschaften, in der sie darauf verweisen, dass diese Gesellschaften sich selbst zerstören, wenn nicht eine Besinnung auf einen gemeinschaftlichen Wertehorizont erfolgt. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung um eine zeitgemässe politische Ethik geht es um Fragen des adäquaten Menschenbildes (2.1), um die Frage, ob bei der Vergesellschaftung Gerechtigkeitsprinzipien oder gemeinschaftlichen Vorstellungen des Guten Priorität gebührt (substantiell orientierte Kommunitaristen bezweifeln die Möglichkeit einer Trennung des 'Rechten" und des 'Guten") (2.2), um die Frage, was eine moderne Gesellschaft zusammenhält, also die Frage politischer Integration, (2.3) und schliesslich um die immer wieder aufkeimende Kritik an formal-prozedualen, universalistischen Moraltheorien wie der Diskursethik (2.4). Im vorliegenden Beitrag soll versucht werden, aus wirtschaftsethischer Perspektive einen grundsätzlichen Einblick in diese Diskussion zu geben und dabei der Frage nachgegangen werden, ob der Kommunitarismus als Grundkonzept einer neuen Ordnungsethik angesehen werden kann. In der Überzeugung, dass der politischen Ethik der Vorrang vor der Logik des Marktes gebührt, wird am Ende die Perspektive eines prospektiv-aufgeklärten Republikanismus aufgezeigt, der kommunitäre Anliegen aufgreift, aufgrund seines diskursethischen Fundaments aber jede begriffliche und gedankliche Engführung jenseits der Extreme eines rationalistischen Liberalismus und eines substantialistischen Kommunitarismus überwindet. Dabei wird sich zeigen, warum gerade die Diskursethik geeignet ist, kommunitäre Anliegen zur Geltung kommen zu lassen.
Language
German
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
17609