Firmen schleppen Risiko mit : Goodwill: In den Bilanzen der Schweizer Konzerne lauern so hohe immaterielle Werte wie noch nie. Den Milliardenabschreibern des letzten Jahres könnten bald weitere folgen. Artikel von Roman Schenkel mit Zitation von Peter Leibfried
Journal
Neue Luzerner Zeitung
ISSN
1421-7430
Type
newspaper article
Date Issued
2012-06-06
Author(s)
Abstract (De)
Die Swisscom hat es getan. Auch Transocean, Holcim und Nestlé. Goodwill abgeschrieben. 2011 machten die im Swiss Market Index (SMI) kotierten Firmen so hohe Wertberichtigungen auf ihren Übernahmen wie seit 2001 nicht mehr: 6,8 Milliarden Schweizer Franken lösten sich in den Bilanzen der SMI-Unternehmen im letzten Jahr insgesamt in Luft auf. In den letzten Jahren schrieben die Unternehmen nur wenig Goodwill ab - und dies trotz Finanz- und Wirtschaftskrise. Unter den 20 im Leitindex SMI enthaltenen Konzernen schwoll der Goodwill sogar massiv an. Seit 2003 nahm er von 68 Milliarden Franken auf annähernd 124 Milliarden Franken zu. Das zeigt eine Studie von Peter Leibfried. Nicht nur bei den ganz grossen Firmen ist der Goodwill angewachsen, auch die Konzerne der Zentralschweiz haben Goodwill in ihren Büchern - wenn auch auf einem tieferen Niveau.
Artikel mit Zitation von Peter Leibfried:
Leibfried geht davon aus, dass es 2012 im Umfang des letzten Jahres zu Goodwill-Abschreibern kommen wird: "Die Unternehmen fühlen sich vermehrt unwohl mit den hohen Beträgen in ihren Bilanzen." Nestlé beispielsweise schleppt einen Goodwill von 29 Milliarden Franken mit, bei Novartis sind es 28 Milliarden Franken. Leibfried vermutet deshalb, dass die Unternehmen künftig viel regelmässiger abschreiben werden. "Irgendwann müssen diese Werte ja aus den Büchern verschwinden, damit sie nicht weiter in den Himmel wachsen", sagt Leibfried. Das ist keine gute Nachricht für die Aktionäre, denn Wertberichtigungen schlagen direkt auf den Gewinn durch und beeinflussen den Aktienkurs wie auch eine allfällige Dividende.
Ã�nderung in der Rechnungslegung: Die Zurückhaltung der Unternehmen, Goodwill regelmässig abzuschreiben, liegt vor allem an einer Ã�nderung in der Rechnungslegung. Seit 2004 dürfen die nach den internationalen Buchhaltungsstandards (IFRS) bilanzierenden Unternehmen nicht mehr schrittweise amortisieren. Stattdessen unterziehen sie ihre Positionen einem jährlichen Test, welcher den Abschreibebedarf aufzeigen soll. Die Folge dieser Ã�nderung: Es wurde kaum mehr abgeschrieben. Der Grund: "Die Impairment-Tests sind auf die langfristige Perspektive ausgelegt", sagt Leibfried. 80 Prozent der erwarteten Erträge würden auf den Zeithorizont nach fünf Jahren entfallen. Damit kann eine Krise von wenigen Jahren dem Goodwill nichts anhaben. Hinzu kommt: Abschreiber sind schlecht für den Aktienkurs. Die Börse reagiert vor allem auf die Gewinn- und Umsatzentwicklung eines Unternehmens und weniger darauf, wie die Zahlen zu Stande kommen. Das verführe die Unternehmensleitung, bilanzielle Spielräume auszunutzen, so Leibfried. Dass gerade 2011 vermehrt Goodwill abgeschrieben würde, erklärt Leibfried mit den trüben Wirtschaftsaussichten. "2008 ging man weitgehend von einer heftigen, aber eher kurzen Krise aus. Nun hat sich aber die Konjunkturlage global und langfristig verschlechtert." Das wirke sich negativ auf die Bewertung von Goodwill aus. Enttäuschen die Erträge einer Tochter über längere Zeit, so müssen die Unternehmen reagieren.
Artikel mit Zitation von Peter Leibfried:
Leibfried geht davon aus, dass es 2012 im Umfang des letzten Jahres zu Goodwill-Abschreibern kommen wird: "Die Unternehmen fühlen sich vermehrt unwohl mit den hohen Beträgen in ihren Bilanzen." Nestlé beispielsweise schleppt einen Goodwill von 29 Milliarden Franken mit, bei Novartis sind es 28 Milliarden Franken. Leibfried vermutet deshalb, dass die Unternehmen künftig viel regelmässiger abschreiben werden. "Irgendwann müssen diese Werte ja aus den Büchern verschwinden, damit sie nicht weiter in den Himmel wachsen", sagt Leibfried. Das ist keine gute Nachricht für die Aktionäre, denn Wertberichtigungen schlagen direkt auf den Gewinn durch und beeinflussen den Aktienkurs wie auch eine allfällige Dividende.
Ã�nderung in der Rechnungslegung: Die Zurückhaltung der Unternehmen, Goodwill regelmässig abzuschreiben, liegt vor allem an einer Ã�nderung in der Rechnungslegung. Seit 2004 dürfen die nach den internationalen Buchhaltungsstandards (IFRS) bilanzierenden Unternehmen nicht mehr schrittweise amortisieren. Stattdessen unterziehen sie ihre Positionen einem jährlichen Test, welcher den Abschreibebedarf aufzeigen soll. Die Folge dieser Ã�nderung: Es wurde kaum mehr abgeschrieben. Der Grund: "Die Impairment-Tests sind auf die langfristige Perspektive ausgelegt", sagt Leibfried. 80 Prozent der erwarteten Erträge würden auf den Zeithorizont nach fünf Jahren entfallen. Damit kann eine Krise von wenigen Jahren dem Goodwill nichts anhaben. Hinzu kommt: Abschreiber sind schlecht für den Aktienkurs. Die Börse reagiert vor allem auf die Gewinn- und Umsatzentwicklung eines Unternehmens und weniger darauf, wie die Zahlen zu Stande kommen. Das verführe die Unternehmensleitung, bilanzielle Spielräume auszunutzen, so Leibfried. Dass gerade 2011 vermehrt Goodwill abgeschrieben würde, erklärt Leibfried mit den trüben Wirtschaftsaussichten. "2008 ging man weitgehend von einer heftigen, aber eher kurzen Krise aus. Nun hat sich aber die Konjunkturlage global und langfristig verschlechtert." Das wirke sich negativ auf die Bewertung von Goodwill aus. Enttäuschen die Erträge einer Tochter über längere Zeit, so müssen die Unternehmen reagieren.
Language
German
Keywords
Gewinn
Goodwill
IFRS
HSG Classification
contribution to practical use / society
Refereed
No
Publisher
Verlag Neue Luzerner Zeitung
Publisher place
Luzern
Number
6
Start page
11
Subject(s)
Eprints ID
212630
File(s)
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Name
Firmen schleppen Risiko mit.pdf
Size
859.7 KB
Format
Adobe PDF
Checksum (MD5)
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