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Text- Dessous : Der Skandalautor Leopold von Sacher- Masoch und die Kategorie der Perversion in "Die Liebe Des Plato"
Series
Konnex
ISBN
978-3-8260-5530-0
Type
book section
Date Issued
2014
Author(s)
Editor(s)
Bartl, Andrea
Abstract (De)
Der österreichische Autor Leopold von Sacher- Masoch ist heutzutage weitgehend unbekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts aber war er ein viel gelesener Autor, dessen Novelle Venus im Pelz ihn schliesslich zu einem Skandalautoren machte. Das war nicht dem Text selbst, sondern einem Mechanismus zu verdanken, denn lediglich ein Teil seines Namens ist in dem Wort "Masochismus" als Bezeichnung für eine sexuelle Perversion im kulturellen Gedächtnis erhalten geblieben. Auch Homosexualität wurde um 1900 als Perversion kategorisiert und oft als physische Krankheit zum Beispiel mit heiss- kalten Wechselbädern behandelt.
In seiner Novelle Die Liebe des Plato (1869) thematisiert Leopold von Sacher- Masoch die gleichgeschlechtliche Liebe und schreibt dabei seinem Text zwei Bedeutungseben ein, die eng mit dem im Titel repräsentierten Paratext, dem Symposion von Platon verbunden sind: Einerseits eine äussere Ebene, welche die Platonische Liebe als rein asexuelle, geistige Liebe definiert, andererseits eine nur in homosexuellen Kreisen bekannte versteckte Ebene, die Platon als Referenztext für homosexuelle Liebe liest.
Im Verlauf der Novelle dekonstruiert der Text jedoch beide Bedeutungsebenen der Platonischen Liebe und stellt damit gleichzeitig die moralische Kategorisierung der gleichgeschlechtlichen Liebe als "Perversion" selbst in Frage. Der Text entlarvt damit die moralische Kategorie der Perversion als kulturelles Konstrukt und stellt ihre Gültigkeit in Frage. Als Abschluss löst die Novelle die Kategorisierung der gleichgeschlechtlichen Liebe als Perversion durch eine modernen Sichtweise in Form einer rhetorischen Umwertung an. Homosexualität wird somit nicht mehr als "Perversion", als Krankheit des Körpers begreifbar, sondern als "Naturgewalt", als eine natürlich vorkommende sexuelle Orientierung des Menschen, die nicht mehr zwangsläufig der moralischen Kategorisierung unterliegt.
In seiner Novelle Die Liebe des Plato (1869) thematisiert Leopold von Sacher- Masoch die gleichgeschlechtliche Liebe und schreibt dabei seinem Text zwei Bedeutungseben ein, die eng mit dem im Titel repräsentierten Paratext, dem Symposion von Platon verbunden sind: Einerseits eine äussere Ebene, welche die Platonische Liebe als rein asexuelle, geistige Liebe definiert, andererseits eine nur in homosexuellen Kreisen bekannte versteckte Ebene, die Platon als Referenztext für homosexuelle Liebe liest.
Im Verlauf der Novelle dekonstruiert der Text jedoch beide Bedeutungsebenen der Platonischen Liebe und stellt damit gleichzeitig die moralische Kategorisierung der gleichgeschlechtlichen Liebe als "Perversion" selbst in Frage. Der Text entlarvt damit die moralische Kategorie der Perversion als kulturelles Konstrukt und stellt ihre Gültigkeit in Frage. Als Abschluss löst die Novelle die Kategorisierung der gleichgeschlechtlichen Liebe als Perversion durch eine modernen Sichtweise in Form einer rhetorischen Umwertung an. Homosexualität wird somit nicht mehr als "Perversion", als Krankheit des Körpers begreifbar, sondern als "Naturgewalt", als eine natürlich vorkommende sexuelle Orientierung des Menschen, die nicht mehr zwangsläufig der moralischen Kategorisierung unterliegt.
Language
German
Keywords
Leopold von Sacher- Masoch
Realismus
Novelle
Homosexualität
Perversion
Platon
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Book title
Skandalautoren : Zu repräsentativen Mustern literarischer Provokation und Aufsehen erregender Autorinszenierung
Publisher
Königshausen & Neumann
Publisher place
Würzburg
Number
10
Start page
283
End page
300
Pages
18
Subject(s)
Eprints ID
235056
File(s)
Loading...
open access
Name
A026Gröner, Ü.pdf
Size
165.48 KB
Format
Adobe PDF
Checksum (MD5)
2332915b362e80f6f94470d85fb9cbe9