Die "unsichtbare Hand" des Wassermarktes? Zur Privatisierungs- und Wettbewerbslogik im Wasserversorgungssektor
Series
Berichte des Instituts für Wirtschaftsethik
Type
working paper
Date Issued
2004
Author(s)
Abstract (De)
Trotz klaren, durch die UN Millennium Development Goals formulierten Zielvorgaben hat sich die globale Situation hinsichtlich des Zugangs der ärmsten Bevölkerungsschichten zu sauberem Trinkwasser in den letzten Jahren nur unwesentlich verbessert. Heute stehen wir vor der wegweisenden Frage, welche Massnahmen tatsächlich eine nachhaltige Verbesserung der vertrackten Lage bewirken können, respektive welche Wege und Strategien tatsächlich zum Erreichen der Ziele zum Jahr 2015 führen. Die internationalen Entwicklungsorganisationen haben sich für einen verstärkten Einbezug der Privatwirtschaft und eine Öffnung des Wasserversorgungssektors für den Wettbewerb ausgesprochen. Welche Argumente stecken hinter dieser Strategie und an welchen Zielen orientiert sie sich? - Dies kritisch zu analysieren, ist das Hauptanliegen dieses Beitrags. Dabei werden zirkuläre Begründungsstrukturen aufgedeckt, die eher auf das pauschale, d.h. unkritische Festhalten an Wettbewerbslösungen als auf tatsächlich "gute Gründe" für entsprechende Lösungsstrategien hindeuten. Gute Gründe, so wird hier argumentiert, leiten sich demgegenüber direkt aus dem Ziel der Erfüllung des Menschenrechts auf den Basiszugang zu Wasser ab. Dies schliesst die Involvierung privater Unternehmungen nicht etwa per se aus, hat aber weit reichende Konsequenzen für die Interpretation und Auslegung der von diesen einzufordernden sozialen und öffentlichen Verantwortung. Privatisierung und Liberalisierung sind als legitime Strategie im Wasserversorgungssektor nur innerhalb eines umfassenden, wirtschaftspolitischen Rahmenkonzepts zu verfolgen. Ein solches entfaltet sich auf drei Ebenen. Auf Bürgerebene manifestiert es sich als Bedürfniskritik, zieht sich sodann weiter auf die Ebene nationaler Wirtschaftspolitik und legt, drittens, als integrierte Globalpolitik die Schaffung neuer Institutionen und Abkommen nahe. Eingebunden in ein holistisches Konzept so verstandener "Wasserwirtschaftspolitik", das die Übernahme öffentlicher Verantwortung der Unternehmungen fördert und nicht etwa unterminiert, dürfte dem privaten Sektor im Hinblick auf eine Verbesserung der globalen Wasserkrise tatsächlich eine wichtige Rolle zukommen.
Language
German
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Publisher
IWE
Publisher place
St. Gallen
Number
103
Subject(s)
Eprints ID
17727