Integrative Wirtschafts- und Unternehmensethik als Reflexion des spannungsreichen Verhältnisses von Einkommensstreben und Moral. Zum Verhältnis von Wirtschaftsethik und philosophischer (Diskurs-)Ethik
Type
working paper
Date Issued
1994-01-01
Author(s)
Thielemann, Ulrich
Abstract (De)
Der Beitrag präsentiert eine Perspektive integrativer Wirtschafts- und Unternehmensethik, die sowohl als abweichend als auch als spezifizierend und ergänzend zum gleichnamigen Entwurf Peter Ulrichs gelesen werden kann. Im ersten Teil wird eine philosophisch-ethische Grundposition skizziert, die sich, im Gegensatz zu Anwendungsethiken, als konsequent fallibilistisch aber nicht skeptizistisch versteht. Die Essenz dieser Position wird in der Diskursethik erblickt, die hier als Reflexions- statt als Anwendungsethik begriffen wird. Erst eine solche, nicht anwendungsbezogene, sondern integrative Perspektive erlaubt es, das wirtschaftsethische Grundproblem systematisch als Zumutbarkeitskeitsproblem zu begreifen. Worum es beim unternehmensethischen Zumutbarkeitsproblem geht, wird zunächst in Auseinandersetzung sowohl mit dem "Unmöglichkeitstheorem" als auch mit dem "Notwendigkeitstheorem" von Moral in der Wirtschaft erläutert. Dieses verletzt das logische Primat praktischer Vernunft; jenes steht systematisch unter Ideologieverdacht. Um es salopp zu formulieren: Nicht überall da, wo "Ethik" draufsteht, ist auch wirklich Ethik drinnen. Wesentlicher Baustein des hier vertretenen Ansatzes integrativer Wirtschaftsethik ist die Explikation der normativen Logik des Marktes. Dies ist der systematisch-deskriptive Teil von Wirtschaftsethik. Durch die Differenzierung marktförmiger Interaktion in die Elementarvorgänge Tausch und Wettbewerb wird es konzeptionell möglich, neben dem Problem externer auch das Problem interner Effekte in den Blick zu nehmen und somit dem Systemcharakter der Marktwirtschaft normativ-ethisch Rechnung zu tragen. Der Vorschlag einer wirtschaftsethischen Taxonomie soll klären helfen, wie der Verantwortung sowohl für externe als auch für interne Effekte nachgekommen werden kann. Neben tugend- bzw. individualethischen Perspektiven im Markt und institutionenethisch fundierten Reformen des Marktes lässt sich so eine (partielle) Befreiung vom Markt und seinen anonymen Zwängen begründen.
Language
German
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
17538