IAS 39 versus IFRS 9 - Ein empirischer Überblick zur Bedeutung der Held to Maturity-Kategorie in der europäischen Finanzindustrie
Journal
Zeitschrift für kapitalmarktorientierte Rechnungslegung (KoR)
ISSN
1617-8084
Type
journal article
Date Issued
2011-06-01
Author(s)
Breitkreuz, Robert
Zimmermann, Marc-Daniel
Abstract (De)
Im Rahmen der Phase 1 des IAS 39 Replacement Projects wurde die Kategorisierung und Be-wertung finanzieller Vermögenswerte vom IASB umfassend neu geregelt. Unter anderem ist dabei die Kategorie HtM ersatzlos gestrichen worden. Der HtM-Kategorie zugeordnete finanziel-le Vermögenswerte sind mit fortgeführten Anschaffungskosten unter Verwendung der Effektiv-zinsmethode zu bewerten. Im Vergleich zu den anderen Kategorien des IAS 39 wies die HtM-Kategorie eine Besonderheit auf: Einmal der Kategorie zugeordnete Vermögenswerte durften nach den Regeln des IAS 39 nicht straflos veräussert werden. Im Falle einer Veräusserung greifen die sog. tainting rules, die das Unternehmen dazu zwingen die verbleibenden Vermögenswerte in die Kategorie AfS umzugliedern. Die zukünftigen Fair Value-Änderungen werden dann erfolgs-neutral im Eigenkapital erfasst. Zudem hat die Veräusserung zur Folge, dass die HtM-Kategorie für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr genutzt werden darf.
Es ist unstrittig, dass der Wegfall der HtM-Kategorie rein formell eine Vereinfachung des Re-gelwerks zu Bilanzierung von Finanzinstrumenten darstellt. Die umfassenden Regelungen zum tainting und zur HtM-Kategorie entfallen insgesamt. Ob dies allerdings auch tatsächlich eine Vereinfachung in der Bilanzierungspraxis mit sich bringt, ist abhängig von der Verbreitung und Nutzung der HtM-Kategorie. Da es sich bei der Klassifizierung als HtM um ein faktisches Wahl-recht handelt, besteht die Möglichkeit, dass die Kategorie in der Praxis nicht weitreichend ge-nutzt wird. In diesem Fall wäre die vermeintliche Vereinfachung ohne wesentliche Bedeutung. Daher ist die Beurteilung des Wirkungsgrads der Neuregelung des IAS 39 eine empirische Fra-gestellung.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die HtM-Kategorie innerhalb der Bankenin-dustrie eine gewisse Bedeutung hat. Ca. 50% der Banken nutzen die Kategorie. Dies bedeutet aber gleichzeitig, dass die Regelungsvereinfachung für die Hälfte der Branche bedeutungslos ist. Bei nicht der Bankenindustrie zugehörigen Finanzinstituten ist die HtM-Kategorie insgesamt nahezu bedeutungslos. Nur acht der untersuchten 49 Unternehmen nutzen diese Kategorie.
Festgehalten werden kann aber auch, dass die Geschäftsmodelle der verschiedenen Unternehmen deutliche Unterschiede aufweisen, die sich in der Bilanzierung wiederfinden. Für einige, wenige Institute ist die HtM-Kategorie von erheblicher Bedeutung und ein grosser Teil der an aktiven Märkten notierenden finanziellen Vermögenswerte wird dieser Kategorie zugeordnet. Für die zukünftig anstehende Bilanzierung nach IFRS 9 ist davon auszugehen, dass diese Instrumente weiterhin zu amortised costs bilanziert werden. Da die HtM-Nutzer bisher einer Fair Value Bi-lanzierung dieser Instrumente entgehen wollten, wird diese Haltung vermutlich in Zukunft bei-behalten, was unter IFRS 9 zu einer Bilanzierung at amortised cost führt. Im Vergleich zu IAS 39 ist die Veräusserung nun aber ungestraft möglich
Es ist unstrittig, dass der Wegfall der HtM-Kategorie rein formell eine Vereinfachung des Re-gelwerks zu Bilanzierung von Finanzinstrumenten darstellt. Die umfassenden Regelungen zum tainting und zur HtM-Kategorie entfallen insgesamt. Ob dies allerdings auch tatsächlich eine Vereinfachung in der Bilanzierungspraxis mit sich bringt, ist abhängig von der Verbreitung und Nutzung der HtM-Kategorie. Da es sich bei der Klassifizierung als HtM um ein faktisches Wahl-recht handelt, besteht die Möglichkeit, dass die Kategorie in der Praxis nicht weitreichend ge-nutzt wird. In diesem Fall wäre die vermeintliche Vereinfachung ohne wesentliche Bedeutung. Daher ist die Beurteilung des Wirkungsgrads der Neuregelung des IAS 39 eine empirische Fra-gestellung.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die HtM-Kategorie innerhalb der Bankenin-dustrie eine gewisse Bedeutung hat. Ca. 50% der Banken nutzen die Kategorie. Dies bedeutet aber gleichzeitig, dass die Regelungsvereinfachung für die Hälfte der Branche bedeutungslos ist. Bei nicht der Bankenindustrie zugehörigen Finanzinstituten ist die HtM-Kategorie insgesamt nahezu bedeutungslos. Nur acht der untersuchten 49 Unternehmen nutzen diese Kategorie.
Festgehalten werden kann aber auch, dass die Geschäftsmodelle der verschiedenen Unternehmen deutliche Unterschiede aufweisen, die sich in der Bilanzierung wiederfinden. Für einige, wenige Institute ist die HtM-Kategorie von erheblicher Bedeutung und ein grosser Teil der an aktiven Märkten notierenden finanziellen Vermögenswerte wird dieser Kategorie zugeordnet. Für die zukünftig anstehende Bilanzierung nach IFRS 9 ist davon auszugehen, dass diese Instrumente weiterhin zu amortised costs bilanziert werden. Da die HtM-Nutzer bisher einer Fair Value Bi-lanzierung dieser Instrumente entgehen wollten, wird diese Haltung vermutlich in Zukunft bei-behalten, was unter IFRS 9 zu einer Bilanzierung at amortised cost führt. Im Vergleich zu IAS 39 ist die Veräusserung nun aber ungestraft möglich
Language
German
Keywords
Finanzinstrumente
financial instruments
IAS 39
IFRS 9
Held to Maturity
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
Yes
Publisher
Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt
Publisher place
Düsseldorf
Volume
11
Number
6
Start page
297
End page
303
Pages
7
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
121018