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Fluch der Meere. Piraterie, Völkerrecht und internationale Beziehungen in der frühen Neuzeit (16.-19. Jh.)
Type
habilitation project
Start Date
01 September 2004
End Date
31 December 2007
Status
ongoing
Keywords
Geschichte des Völkerrechts
Geschichte internationaler Beziehungen
Geschichte des Terrorismus
Description
Mit der Entdeckung und Erschliessung der Weltozeane in der frühen Neuzeit wurde das Meer als eigenständiger Rechtsraum neu konstituiert. Die Ausweitung des Seehandels, die zunehmende Vernetzung des Schiffsverkehrs und die maritime Expansion europäischer Staaten liessen das offene Meer zu einem transnationalen Interaktionsraum bisher nicht gekannten Ausmasses werden und stellten auf diese Weise traditionelle Seerechtsvorstellungen in Frage. Alte Fragen suchten nach neuen Antworten: Welches Recht gilt auf hoher See? Wer darf auf dem Meer herrschen? Kann die offene See überhaupt in Besitz genommen werden? Dürfen Schiffe an der Fischerei oder an der Durchfahrt gehindert werden? Welche Regeln gelten, wenn sich zwei Schiffe begegnen, wenn sie einander gar feindlich begegnen? Welche Grundsätze sind zu beachten, wenn Angehörige unterschiedlicher Völker auf hoher See gegeneinander kämpfen? Was darf ein Kapitän zur Verteidigung seines Schiffes unternehmen? Ist es möglichweise erlaubt, unter bestimmten Umständen ein anderes Schiff zu entern und auszurauben?
Als Begegnungs- und Konfliktraum verschiedener Nationen wurde das weite, scheinbar unbegrenzte Meer rasch zum Kerngegenstand und Testfall des entstehenden neueren Völkerrechts. Eine zentrale Rolle spielten hierbei Seeraub und Piraterie. Zwar waren sie ebeno alt wie der Seehandel selbst, doch erst mit der Erschliessung der Weltmeere ab dem späten 15. und 16. Jahrhundert weitete sich die Seeräuberei zu einem globalen Phänomen aus. Ihre Thematisierung in der gelehrten Rechtsliteratur der frühen Neuzeit soll im Projekt untersucht werden. Im Rechtsdiskurs über das Seeräuberwesen - so die These - lassen sich Anfänge der modernen Völkerrechtswissenschaft beobachten. Hier werden entscheidende Momente der Reflexion über die Ausbildung internationaler Beziehungen, über Vorgänge der Staatsbildung und der Entstehung globaler Märkte sichtbar.
Im Mittelpunkt der Analyse steht eine völkerrechtliche Perspektive. Daneben sollen jedoch auch andere benachbarte Wissensfelder, die an die Völkerrechtsdiskussion unmittelbar anschliessen, untersucht werden. Das sind vor allem die Disziplinen des Naturrechts, des Staatsrechts (hinsichtlich der Eigentumsfrage auch des Privatrechts) und der politischen Theorie. So soll im Gang der Untersuchung zum einen gezeigt werden, dass in der gelehrten Diskussion der frühen Moderne diese Disziplinen eng miteinander verbunden waren, ja dass die Piratenproblematik in gewisser Hinsicht ein Gelenkstück zwischen noch nicht gänzlich getrennten Diskursfeldern bildete. Zum anderen gilt es zu verdeutlichen, dass in der Auseinandersetzung mit der Seeräuberfrage sich auch zentrale Teile des neuzeitlichen Völkerrechtsdiskurses herauszubilden begannen. Neben der gelehrten Literatur wird ebenso ein Blick in die populäre Literatur geworfen, da insbesondere in der Reise- und Memoirenliteratur des späten 17. und 18. Jahrhunderts das Piratenproblem auch aus völkerrechtlicher Sicht wahrgenommen wurde.
Als Begegnungs- und Konfliktraum verschiedener Nationen wurde das weite, scheinbar unbegrenzte Meer rasch zum Kerngegenstand und Testfall des entstehenden neueren Völkerrechts. Eine zentrale Rolle spielten hierbei Seeraub und Piraterie. Zwar waren sie ebeno alt wie der Seehandel selbst, doch erst mit der Erschliessung der Weltmeere ab dem späten 15. und 16. Jahrhundert weitete sich die Seeräuberei zu einem globalen Phänomen aus. Ihre Thematisierung in der gelehrten Rechtsliteratur der frühen Neuzeit soll im Projekt untersucht werden. Im Rechtsdiskurs über das Seeräuberwesen - so die These - lassen sich Anfänge der modernen Völkerrechtswissenschaft beobachten. Hier werden entscheidende Momente der Reflexion über die Ausbildung internationaler Beziehungen, über Vorgänge der Staatsbildung und der Entstehung globaler Märkte sichtbar.
Im Mittelpunkt der Analyse steht eine völkerrechtliche Perspektive. Daneben sollen jedoch auch andere benachbarte Wissensfelder, die an die Völkerrechtsdiskussion unmittelbar anschliessen, untersucht werden. Das sind vor allem die Disziplinen des Naturrechts, des Staatsrechts (hinsichtlich der Eigentumsfrage auch des Privatrechts) und der politischen Theorie. So soll im Gang der Untersuchung zum einen gezeigt werden, dass in der gelehrten Diskussion der frühen Moderne diese Disziplinen eng miteinander verbunden waren, ja dass die Piratenproblematik in gewisser Hinsicht ein Gelenkstück zwischen noch nicht gänzlich getrennten Diskursfeldern bildete. Zum anderen gilt es zu verdeutlichen, dass in der Auseinandersetzung mit der Seeräuberfrage sich auch zentrale Teile des neuzeitlichen Völkerrechtsdiskurses herauszubilden begannen. Neben der gelehrten Literatur wird ebenso ein Blick in die populäre Literatur geworfen, da insbesondere in der Reise- und Memoirenliteratur des späten 17. und 18. Jahrhunderts das Piratenproblem auch aus völkerrechtlicher Sicht wahrgenommen wurde.
Leader contributor(s)
Kempe, Michael
Partner(s)
Universität Konstanz, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
Funder(s)
Topic(s)
Rechtsgeschichte
Global History
Kulturgeschichte
Geschichte internationaler Beziehungen
Völkerrecht
Geschichte der frühen Neuzeit
Terrorismus
Atlantic History
Method(s)
Diskursanalyse
Qualitative Analysen
Archivrecherchen
Fallstudien
synchrone und diachrone Vergleiche
Kontrastbeispiele
Range
School
Range (De)
School
Division(s)
Eprints ID
28961