2023-04-132023-04-13https://www.alexandria.unisg.ch/handle/20.500.14171/59303Im Kern des Dissertationsprojekts steht die Frage, wie die NATO das Ende der Blockkonfrontation überdauert hat. Zweifellos rührt diese Thematik an die anfangs der 1990er Jahre geführte Debatte, warum die NATO noch besteht. Mit der Verlagerung des Akzents vom Warum zum Wie soll jedoch den "reflektivistischen" Transformationstendenzen innerhalb des innerdisziplinären Diskurses Rechnung ge-tragen werden, die - infolge der nur wenig überzeugenden Deutungsangebote der Vertreter des rationalistischen Paradigmas - seither zu verzeichnen sind. Die neo-realistischen Prognosen vom Verschwinden der NATO nach der erfolgreichen Erledi-gung ihrer Hauptaufgabe lösten das Rätsel des Fortbestands des Bündnisses ebenso wenig wie die neoliberal-institutionalistischen Verweise auf das bürokratische Eigeninteresse und die Kostenvorteile bestehender Institutionen. Doch auch die sich im Laufe der Debatte als dritte Kraft etablierenden Anhänger eines von ihnen selbst Sozialkonstruktivismus genannten positivistischen Idealismus, die das Bündnis zu einer auf normativer Integration beruhenden demokratischen Wertegemeinschaft überhöhen, sind spätestens seit den transatlantischen Zerwürfnissen des jüngsten Irakkriegs in Erklärungsnot geraten. Gleichwohl ist das Rätsel des Fortbestands der NATO nach dem Ende der Blockkonfrontation nicht nur theoretisch spannend und von zeithistorischer Brisanz; vor allem wird es im Rahmen der entstehenden Arbeit auch zu einem methodologischen Experimentierfeld. Besondere Bedeutung kommt dabei der Erprobung von zentralen Aspekten der Methodologie der objektiven Hermeneutik des Frankfurter Soziologen und einstigen Habermas-Assistenten Ulrich Oevermann zu (im Sinne der Unterscheidung von objektiv Gesagtem und subjektiv Gemeintem bezieht sich das Attribut im Namen der Methodologie natürlich nicht auf den Forscher, sondern auf den Gegenstand). Da sie einer nicht subsumtions-, sondern strikt rekonstruktionslogischen Vorgehensweise und der Offenheit des Forschungsprozesses ebenso konsequent verpflichtet ist wie dem Fallibilismus und der intersubjektiven Nachprüfbarkeit des Forschungsprozesses samt seiner Ergebnisse, eröffnet die Anwendung der objektiven Hermeneutik nicht nur eine kreative neue Perspektive auf die Frage, wie die NATO das Ende der Blockkonfrontation überdauert hat, sondern rückt darüber hinaus auch die oft vernachlässigte Frage in den Vordergrund, wie Forschungsergebnisse entstehen.NATO - IB-Theorie nach der Neo-Neo-Debatte - Rekonstruktionsmethodologie (Objektive Hermeneutik) - Pfadabhängige Auswahl maximal kontrastierender FälleWie die NATO das Ende der Blockkonfrontation überdauert hat (Arbeitstitel)dissertation project