Die Einheit der Materie bei Generalversammlungsbeschlüssen

The constitutional principle of unity of the subject matter serves to protect the free formation of will and the unaltered casting of votes. The electorate should be protected from having to decide on several unrelated issues in a single expression of will. The problem with linking several factual issues is that voters can no longer form and express their opinion on the individual issues in a differentiated manner.
This thesis examines the question of whether there is a need for a corresponding regulation in company law and comes to the conclusion that it is also desirable in the context of a general meeting that a shareholder can freely form his will and make it known without distortion. To this end, all items on the agenda and motions must, in principle, comply with the unity of subject matter in the validity requirement sense. The legal uncertainty inherent in the principle of constitutional law can be prevented or at least reduced by defining so-called core resolution items. The unity of the subject matter is maintained by ensuring that elements assigned to different core resolution items are not linked to each other. Failure to comply with this provision leads to the contestability of the resolution adopted by the general meeting, whereby increased requirements are placed on the legitimate interest in contesting the resolution. The thesis concludes with sample motions for selected agenda items.

Der staatsrechtliche Grundsatz der Einheit der Materie dient dem Schutz der freien Willensbildung und der unverfälschten Stimmabgabe. Das Stimmvolk soll davor bewahrt werden, mit einer einzigen Willensäusserung über mehrere sachlich nicht zusammenhängende Fragen befinden zu müssen. Die Problematik bei der Verknüpfung mehrerer Sachthemen besteht darin, dass der Stimmbürger seine Meinung betreffend die einzelnen Themen nicht mehr differenziert bilden und äussern kann. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob im Aktienrecht Bedarf an einer entsprechenden Regelung besteht, und kommt zum Schluss, dass es auch im Rahmen einer Generalversammlung wünschenswert ist, dass der Aktionär seinen Willen frei bilden und unverfälscht kundtun kann. Zu diesem Zweck haben grundsätzlich sämtliche Traktanden und Anträge die Einheit der Materie im Sinne einer Gültigkeitsvoraussetzung einzuhalten. Die dem staatsrechtlichen Grundsatz inhärente Rechtsunsicherheit kann dabei durch die Definition von sogenannten Kernbeschlussgegenständen verhindert oder immerhin vermindert werden. Die Einheit der Materie ist sodann gewahrt, wenn keine Beschlusselemente, welche unterschiedlichen Kernbeschlussgegenständen zuzuordnen sind, miteinander verknüpft werden. Eine Missachtung dieser Vorschrift führt zur Anfechtbarkeit des gefassten Generalversammlungsbeschlusses, wobei insbesondere erhöhte Anforderungen an das Anfechtungsinteresse gestellt werden. Den Abschluss der Arbeit bilden Musteranträge zu ausgewählten Traktanden.