Der republikanisch-demokratische Verfassungsstaat in Hispano-Amerika seit 1810, Zur Geschichte der Transformationszyklen des Staatsmodells der aufgeklärten Revolution
Type
fundamental research project
Start Date
January 1, 2006
End Date
May 24, 2008
Status
ongoing
Keywords
Verfassungsgeschichte
Transformation
historische Rechtsvergleichung
Lateinamerikastudien
Description
Seit August 2004 befindet sich ein umfangreiches internationales und interdisziplinäres politik-, geschichts- und rechtswissenschaftliches Forschungsprojekt in Kooperation der Universität St. Gallen und der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá in Entstehung, das vom St. Galler Privatdozenten für Rechtsgeschichte und Bogotaner Professor für Politikwissenschaften Bernd Marquardt geleitet wird. Untersuchungsgegenstand ist die komparative Transformationsgeschichte zum Staatsmodell der aufgeklärten Revolution in Hispano-Amerika seit 1810, d.h. zum republikanisch-demokratischen Verfassungsstaat. Ursprünglich als St. Galler Post-Habilitations-Projekt begonnen, das abschnittsweise vom St. Galler Grundlagenforschungsfonds und vom Schweizerischen Nationalfonds getragen wurde sowie mit zwei Aufenthalten als Gastprofessor an der St. Galler Partneruniversität Los Andes in Bogotá (2004, 2005) verbunden wurde, ist es 2006 im Kontext einer Lehrstuhlübernahme an die kolumbianische Nationaluniversität überführt worden, wo Prof. Dr. Marquardt nunmehr im Rahmen des SNF-Pendants Colciencias (Instituto Colombiano para el Desarrollo de la Ciencia) eine zwölfköpfige Forschungsgruppe leitet.
Ausgehend von einem globalen Transformationsmodell, das die weltweiten Verwandlungstendenzen von traditioneller monarchischer Herrschaft zum republikanisch-demokratischen Verfassungsstaat in sieben Wellen seit 1776 gliedert (erstmals vorgestellt in Marquardt, B., Staatsbildung, Stuttgart: Breuninger 2006, S.232 ff), stützt sich das Projekt auf die Beobachtung, dass Hispano-Amerika bereits in der ersten aufgeklärten Revolutionswelle (1776 - 1824) die Fundamentaltransformation zu den Grundaxiomen aufgeklärter Staatlichkeit vollzog, was in Kontinentaleuropa, soweit von der vorauseilenden Schweiz abgesehen wird, erst in der fünften Welle nach 1945 substanziell gelang. In anderen Worten waren die meisten Staaten Hispano-Amerikas im "langen 19. Jahrhundert" (Hobsbawm) hinsichtlich von staatsbezogenen Transformationsindikatoren wie Verfassungsstaatlichkeit, Republikanismus, Volkssouveränität, Grundrechtsschutz, Gewaltenteilung, Verfassungsgerichtsbarkeit etc. bereits auf einer zukunftsweisenderen Evolutionsstufe angelangt als Deutschland oder Spanien. Dieser quellenmässig eindeutige Befund zu den in Verfassungen abgebildeten Elementen von Staatlichkeit steht im scharfen Kontrast zu Entwicklungsmodellen, die sich einseitig an der industriellen Transformation orientieren. Letztlich gilt es wahrzunehmen, dass die beiden Teilkomponenten der aufgeklärt-industriellen Doppelrevolution beidseits des Atlantiks um Jahrzehnte verschobenen Diffusionszyklen gefolgt sind. Unsere Grundthese bleibt natürlich insofern zu diversifizieren, als sich innerhalb Hispano-Amerikas stabile Verfassungsstaaten mit fast durchwegs konstitutionellen Regierungswechseln, so vor 1945 insbesondere Kolumbien, und instabile Staaten des fast permanenten Staatsstreichs, so über grosse Etappen Bolivien, unterscheiden lassen. Trotz aller Differenzen im Detail können in der jüngeren politischen Geschichte Hispano-Amerika zeitlich folgende Grundphasen gebildet werden: 1. Die Urtransformation zum republikanisch-demokratischen Verfassungsstaat (1810 - 1847), 2. Der Triumph des politischen Liberalismus und Radikalismus (1848 - 1880), 3. Der gereifte Verfassungsstaat (1880 - 1916), 4. Die soziale Reform des liberalen Staates (1917 - 1945), 5. Der hispanoamerikanische Staat in der industriellen Transformationskrise (1945 - 1985). 6. Die Regeneration des republikanisch-demokratischen Verfassungsstaates (seit 1985).
Aus dem Projekt sind bislang folgende Publikationen entstanden: 1. Marquardt, Bernd: La tercera transición básica del Estado: El modelo de la doble-revolución ilustrada-industrial (1776 - 2006), in: Ders.: Historia Universal del Estado: Desde la sociedad preestatal hasta el Estado de la sociedad industrial, Bogotá: Universidad Nacional de Colombia 2007, pp.293-416. 2. Marquardt, Bernd: Die dritte Staatsbildungsrevolution: Das Modell der aufgeklärt-industriellen Doppelrevolution, in: Ders.: Staatsbildung: Geschichte einer Dreifachrevolution - Von der vorstaatlichen Gesellschaft zum Staat der Industriegesellschaft, Stuttgart: Breuninger 2006, S.187-273. 3. Marquardt, Bernd: Der republikanisch-demokratische Verfassungsstaat im Hispano-Amerika des 19. Jahrhunderts - Eine komparative Studie: Projektkonzeption und erste Ergebnisse; in: Investigaciones en construcción, No. 20/ 2007, Bogotá: Instituto Unidad de Investigaciones Jurídico-Sociales Gerardo Molina (Universidad Nacional de Colombia), S.1-54. Eine umfassende Projektmonographie ist für 2008 geplant.
Ausgehend von einem globalen Transformationsmodell, das die weltweiten Verwandlungstendenzen von traditioneller monarchischer Herrschaft zum republikanisch-demokratischen Verfassungsstaat in sieben Wellen seit 1776 gliedert (erstmals vorgestellt in Marquardt, B., Staatsbildung, Stuttgart: Breuninger 2006, S.232 ff), stützt sich das Projekt auf die Beobachtung, dass Hispano-Amerika bereits in der ersten aufgeklärten Revolutionswelle (1776 - 1824) die Fundamentaltransformation zu den Grundaxiomen aufgeklärter Staatlichkeit vollzog, was in Kontinentaleuropa, soweit von der vorauseilenden Schweiz abgesehen wird, erst in der fünften Welle nach 1945 substanziell gelang. In anderen Worten waren die meisten Staaten Hispano-Amerikas im "langen 19. Jahrhundert" (Hobsbawm) hinsichtlich von staatsbezogenen Transformationsindikatoren wie Verfassungsstaatlichkeit, Republikanismus, Volkssouveränität, Grundrechtsschutz, Gewaltenteilung, Verfassungsgerichtsbarkeit etc. bereits auf einer zukunftsweisenderen Evolutionsstufe angelangt als Deutschland oder Spanien. Dieser quellenmässig eindeutige Befund zu den in Verfassungen abgebildeten Elementen von Staatlichkeit steht im scharfen Kontrast zu Entwicklungsmodellen, die sich einseitig an der industriellen Transformation orientieren. Letztlich gilt es wahrzunehmen, dass die beiden Teilkomponenten der aufgeklärt-industriellen Doppelrevolution beidseits des Atlantiks um Jahrzehnte verschobenen Diffusionszyklen gefolgt sind. Unsere Grundthese bleibt natürlich insofern zu diversifizieren, als sich innerhalb Hispano-Amerikas stabile Verfassungsstaaten mit fast durchwegs konstitutionellen Regierungswechseln, so vor 1945 insbesondere Kolumbien, und instabile Staaten des fast permanenten Staatsstreichs, so über grosse Etappen Bolivien, unterscheiden lassen. Trotz aller Differenzen im Detail können in der jüngeren politischen Geschichte Hispano-Amerika zeitlich folgende Grundphasen gebildet werden: 1. Die Urtransformation zum republikanisch-demokratischen Verfassungsstaat (1810 - 1847), 2. Der Triumph des politischen Liberalismus und Radikalismus (1848 - 1880), 3. Der gereifte Verfassungsstaat (1880 - 1916), 4. Die soziale Reform des liberalen Staates (1917 - 1945), 5. Der hispanoamerikanische Staat in der industriellen Transformationskrise (1945 - 1985). 6. Die Regeneration des republikanisch-demokratischen Verfassungsstaates (seit 1985).
Aus dem Projekt sind bislang folgende Publikationen entstanden: 1. Marquardt, Bernd: La tercera transición básica del Estado: El modelo de la doble-revolución ilustrada-industrial (1776 - 2006), in: Ders.: Historia Universal del Estado: Desde la sociedad preestatal hasta el Estado de la sociedad industrial, Bogotá: Universidad Nacional de Colombia 2007, pp.293-416. 2. Marquardt, Bernd: Die dritte Staatsbildungsrevolution: Das Modell der aufgeklärt-industriellen Doppelrevolution, in: Ders.: Staatsbildung: Geschichte einer Dreifachrevolution - Von der vorstaatlichen Gesellschaft zum Staat der Industriegesellschaft, Stuttgart: Breuninger 2006, S.187-273. 3. Marquardt, Bernd: Der republikanisch-demokratische Verfassungsstaat im Hispano-Amerika des 19. Jahrhunderts - Eine komparative Studie: Projektkonzeption und erste Ergebnisse; in: Investigaciones en construcción, No. 20/ 2007, Bogotá: Instituto Unidad de Investigaciones Jurídico-Sociales Gerardo Molina (Universidad Nacional de Colombia), S.1-54. Eine umfassende Projektmonographie ist für 2008 geplant.
Leader contributor(s)
Marquardt, Bernd
Partner(s)
Universidad Nacional de Colombia, Colciencias (Instituto Colombiano para el Desarrollo de la Ciencia)
Funder
Topic(s)
Vgl. Kurzfassung
Method(s)
Vgl. Kurzfassung
Notes
Zum Projekt gehört eine vom Projektleiter dirigierte 12-köpfige Forschungsgruppe an der Universidad Nacional de Colombia, die bei Colciencias registriert ist.
Range
HSG Internal
Range (De)
HSG Intern
Division(s)
Eprints ID
37431
results