Unternehmensethik - integrativ gedacht. Was ethische Orientierung in einem "zivilisierten" Wirtschaftsleben bedeutet

Eine praktisch hilfreiche Unternehmensethik sollte, noch vor allem "how to do it", zwei grundlegende Funktionen erfüllen: einerseits eine gedankliche Orientierungsfunktion und andererseits eine Motivationsfunktion. Bezüglich der Orientierungsfunktion besteht die Kernaufgabe darin, Ethik und betriebswirtschaft-liche Erfolgslogik in ein klares Verhältnis zu bringen und auf dieser Basis im Wirtschaftsleben integer bleiben und zugleich erfolgsorientiert handeln zu können. Hinsichtlich der Motivationsfunktion kommt es darauf an, aufzuzeigen, was Führungskräfte der Wirtschaft "bewegen" könnte, sich in ihrem unternehmerischen Denken und Handeln ethisch zu orientieren, und zwar jenseits der Instrumentalisierung von "Ethik" für konventionelle Erfolgsmotive. Der Beitrag zeigt, dass für beide Aufgaben der Ansatz der Integrativen Unternehmensethik tragfähiger ist als ein bloss korrektiver Ansatz, der sich damit begnügt, Ethik als punktuelles Gegengift gegen das Erfolgsstreben zu postulieren. Stattdessen geht es im integrativen Ansatz um die Grundlegung eines von Grund auf anderen, ethisch integrierten unternehmerischen Erfolgsverständnisses. Die formale Struktur des klassischen Unternehmerethos war aus dieser Sicht durchaus sachgerecht - aber substanziell bedürfen seine normativen Grundlagen einer umfassenden Modernisierung. Motivbildend dafür kann das Selbstverständnis integrer "Wirtschaftsbürger" sein, die das Leitbild einer voll entfalteten Bürgergesellschaft und einer dementsprechend "zivilisierten" Marktwirtschaft gutheissen. Vorabdruck eines Beitrags zum inzwischen erschienenen Gemeinschaftswerk "Ethisches Management - Ethik und Erfolg verbünden sich", herausgegeben von Klaus M. Leisinger und Hans Ruh. Verlag Orell Füssli, Zürich 2004, S. 59-78.
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