Marktwirtschaft und Menschenrechte. Zur zivilisatorischen Ordnung der Dinge

Das Verhältnis zwischen Marktwirtschaft und Menschenrechten ist auf zwei eng verbundenen Ebenen in den Vordergrund jüngster politischer Debatten gerückt: im globalisierungspolitischen Streit um internationale Freihandels- und Investitionsschutzabkommen sowie im Kontext der UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und der Bemühungen um entsprechende nationale Aktionspläne in zahlreichen Ländern. Dabei dominieren interessenstrategische Standpunkte und pragmatische Zugänge. Klare konzeptionelle Grundlagen für unabhängige und unparteiliche Stellungnahmen sind höchstens punktuell auszumachen. Von einer umfassenden und systematischen rechts-, wirtschafts- und sozialphilosophischen Erörterung des Themas, das weit über die genannten Bezüge hinausreicht, ist bislang eher wenig zu sehen. Zusammenhängen mag das mit den Schwierigkeiten des inter- oder gar transdisziplinären Diskurses, mit der weitgehend verblassten ordnungsethi-schen und politischen Debatte und mit dem weitherum kaum hinterfragten Freiwilligkeitsaxiom in Bezug auf die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen.
Dieser Beitrag versucht in Form von fünf elementaren Thesen einige begriffliche und konzeptionelle Grundlagen für die Klärung des Verhältnisses von Marktwirtschaft und Menschenrechten zu legen und den Horizont des Themas abzustecken.