Ressentimentalität : Die melodramatische Versuchung
Series
Marburger Schriften zur Medienforschung
ISBN
978-3-89472-919-6
Type
habilitation
Date Issued
2016-02-20
Author(s)
Abstract (De)
Der Kern von Metelmanns modernetheoretischer Interpretation des Melodrams ist ein ‚Drei-Vektoren-Modell‘, das eine spezifische narrative und ästhetische Struktur mit der Ressenti-mentalität als Kern des Modus verbindet: Das Melodram markiert die Kehrseite des aufkläre-rischen Universalismus, indem es gesellschaftliche Opfer und unverschuldetes individuelles Leiden repräsentiert und dramatisiert, an das Mitleid mit diesen appelliert, ihre Schwäche in eine moralische Stärke verwandelt, ohne dass sich jedoch eine politische Lösung für das Lei-den bieten würde. Einerseits werden damit sozial Benachteiligte ‚demokratisch‘ repräsentiert, zugleich wird das Opfersein aber entpolitisiert und emotionalisiert: Der gesellschaftliche Rah-men, in dem und an dem der Einzelne leidet, bleibt unthematisiert und steht somit nicht zur Disposition. Im Melodram wird den Zukurzgekommenen eine Stimme und Überlegenheit ge-geben, dies alles aber im Rahmen eines bürgerlichen medialen Komplexes. Insgesamt erweist sich das „melodramatische Feld“ als treibende Kraft einer „gefühlsethischen Wende“ in der Kultur der Moderne, die sich mittlerweile auch auf globaler Ebene als enorm anschlussfähig erweist. Gerade diese Struktur der Ressentimentalität macht die Pointe der melodramatischen Gefühlskultur aus – eine starke, originelle These.
Andreas Reckwitz
Andreas Reckwitz
Language
German
Keywords
Geschichte der Gefühle
mediale Emotionen
Subjekt-Analyse
Film- und Fernsehmelodraman Ressentiment
HSG Classification
contribution to scientific community
HSG Profile Area
SHSS - Kulturen, Institutionen, Maerkte (KIM)
Publisher
Schüren Verlag GmbH
Publisher place
Marburg
Volume
1. Aufl.
Number
60
Pages
352
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
247920