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Werden und Wandel der schweizerischen Staatsidee
ISBN
3258031975
Type
book section
Date Issued
1983
Author(s)
Riklin, Alois
Editor(s)
Riklin, Alois
Abstract (De)
Dieser Beitrag möchte anhand der Werke der wichtigsten schweizerischen Staatsdenker des 19. und 20. Jahrhunderts das Werden und den Wandel der schweizerischen Staatsidee kritisch darstellen, im Sinne einer Ex-post-Rekonstruktion gehen wir davon aus, dass die schweizerische Staatsidee wesentlich von den vier politischen Grundwerten Sicherheit, Demokratie, Rechtsstaat und Sozialstaat bestimmt ist. Jeder Grundwert birgt Gefahren in sich, wenn er auf Kosten anderer übertrieben wird, und bedarf deshalb der Korrektive. Aus dem Ineinandergreifen der Grundwerte, ihrer Gefahren und Korrektive resultiert das magische Vieleck der schweizerischen Staatsidee (siehe S. 18).
Die Bünde der alten Eidgenossenschaft wurden vor allem durch die Idee der inneren und äusseren Sicher/zeit zusammengehalten. Die „alte Schweizer Freiheit" bedeutete die Unabhängigkeit des Kollektivs nach aussen. 1798 erfolgte mit dem Einbruch aufklärerischer und naturrechtlicher Ideen der entscheidende Paradigmenwechsel in der schweizerischen Ideengeschichte: Fast alle bedeutenden Ideen des modernen schweizerischen Staatswesens - individuelle Freiheit und Gleichheit, Volkssouveränität, Freiheitsrechte, Machtteilung, rationale Legitimation des politischen Systems - wurzeln in der Helvetik und der Regeneration. Daneben haben alteidgenössische Traditionen ihre Wirksamkeit bewahrt, so die Ideen des Föderalismus, der Versammlungsdemokratie, der Milizpolitik, der Konkordanz und der Neutralität. Bei der Entwicklung der Demokratieidee lassen sich zwei ideengeschichtliche Linien nachzeichnen: die eine führt zurück zu radikaldemokratischen Ideen der Aufklärung und der amerikanischen und französischen Revolution, die andere zu demokratischen Institutionen in der alten Eidgenossenschaft (Landsgemeinde, föderatives Referendum). Die Umsetzung der abstrakten Idee der Volkssouveränität in praktikable Formen von Volksrechten stellt eine originelle Leistung der schweizerischen Demokratie des 19. Jahrhunderts dar. Die Rechtsstaatsidee kam mit der Helvetik in die Schweiz und hat sich im Laufe des 19. Jahrhunderts aus Impulsen der deutschen Rechtsstaatstheorie fortentwickelt. Gegenüber der wirkungsmächtigen Demokratieidee hatte die Rechtsstaatsidee Mühe, sich zu behaupten. Die Idee des Sozialstaates vermochte sich in der Schweiz unter deutschen (Sozialversicherungsidee zur Zeit Bismarcks), amerikanischen (New Deal) und skandinavischen Einflüssen erst spät durchzusetzen.
Die Bünde der alten Eidgenossenschaft wurden vor allem durch die Idee der inneren und äusseren Sicher/zeit zusammengehalten. Die „alte Schweizer Freiheit" bedeutete die Unabhängigkeit des Kollektivs nach aussen. 1798 erfolgte mit dem Einbruch aufklärerischer und naturrechtlicher Ideen der entscheidende Paradigmenwechsel in der schweizerischen Ideengeschichte: Fast alle bedeutenden Ideen des modernen schweizerischen Staatswesens - individuelle Freiheit und Gleichheit, Volkssouveränität, Freiheitsrechte, Machtteilung, rationale Legitimation des politischen Systems - wurzeln in der Helvetik und der Regeneration. Daneben haben alteidgenössische Traditionen ihre Wirksamkeit bewahrt, so die Ideen des Föderalismus, der Versammlungsdemokratie, der Milizpolitik, der Konkordanz und der Neutralität. Bei der Entwicklung der Demokratieidee lassen sich zwei ideengeschichtliche Linien nachzeichnen: die eine führt zurück zu radikaldemokratischen Ideen der Aufklärung und der amerikanischen und französischen Revolution, die andere zu demokratischen Institutionen in der alten Eidgenossenschaft (Landsgemeinde, föderatives Referendum). Die Umsetzung der abstrakten Idee der Volkssouveränität in praktikable Formen von Volksrechten stellt eine originelle Leistung der schweizerischen Demokratie des 19. Jahrhunderts dar. Die Rechtsstaatsidee kam mit der Helvetik in die Schweiz und hat sich im Laufe des 19. Jahrhunderts aus Impulsen der deutschen Rechtsstaatstheorie fortentwickelt. Gegenüber der wirkungsmächtigen Demokratieidee hatte die Rechtsstaatsidee Mühe, sich zu behaupten. Die Idee des Sozialstaates vermochte sich in der Schweiz unter deutschen (Sozialversicherungsidee zur Zeit Bismarcks), amerikanischen (New Deal) und skandinavischen Einflüssen erst spät durchzusetzen.
HSG Classification
contribution to scientific community
HSG Profile Area
SEPS - Global Democratic Governance
Book title
Handbuch Politisches System der Schweiz
Publisher
Paul Haupt
Publisher place
Bern
Volume
1
Start page
9
End page
118
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
251401